Chlorhuhn, Hormonfleisch und Gentechnik sind die prominentesten Beispiele für die Gefahren, die von TTIP, CETA und ähnlichen Abkommen im Bereich der Lebensmittelproduktion ausgehen. Während die agrarischen InteressensvertreterInnen nicht müde werden zu betonen, dass derart unappetitliche Produkte keinesfalls auf unseren Tellern landen werden, rennen US-amerikanische und europäische Agrar(chemie)konzerne den VerhandlerInnen beiderseits des Atlantiks die Türen ein.

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Keine Branche lobbyiert so intensiv für TTIP wie die Agrar- und Lebensmittelindustrie – das sollte die Alarmglocken bereits zum Läuten bringen. Es ist erklärtes Interesse der US-Fleischindustrie, die europäischen Beschränkungen für den Import von Hormonfleisch – sowie auch der berühmten Chlorhühner – zu kippen. Zudem erhofft sich die europäische Lebensmittel- und Agrochemieindustrie mit TTIP endlich den Durchbruch im Bereich Gentechnik in der Landwirtschaft erreichen zu können. Was in den letzten Jahrzehnten in der EU nicht gelungen ist, soll durch den Druck der USA möglich werden. Gleiches gilt auch für Einschränkungen beim Pestizideinsatz, wie z.B. dem umstrittenen Verbot der bienengiftigen Neonicotinoide. Mithilfe der amerikanischen Konkurrenten wollen die betroffenen Agrochemieunternehmen die zuletzt erlittenen „Rückschläge“ bekämpfen.

In der EU gibt es derzeit etwa 13 Mio. landwirtschaftliche Betriebe mit einer durchschnittlichen Größe von 14 ha. 45% dieser Betriebe bewirtschaften weniger als 2 ha. Demgegenüber sind in den USA knapp über 2 Mio. Betriebe registriert, die durchschnittlich 170 ha bewirtschaften. Auch, wenn Durchschnittswerte Wirklichkeiten nivellieren – weil es natürlich auch in den USA KleinbäuerInnen gibt -, sprechen die Größenverhältnisse für sich. In der EU ist die agroindustrielle Landwirtschaft zumindest zahlenmäßig noch in der Minderheit, der Export von Produkten nur für eine geringe Zahl der LandwirtInnen relevant. Die EU-Landwirtschaft wäre bei einem schrankenlosen Handel mit dem Agroindustrieland USA wohl in der Rolle des Davids. Die KleinbäuerInnen in der EU, die schon durch die „hauseigene“ Konkurrenz um ihre Existenz kämpfen müssen, geraten noch weiter unter Druck.

Nicht zuletzt fragen wir uns, ob ein Ankurbeln des transatlantischen Handels mit Produkten, die auf beiden Seiten problemlos hergestellt werden können, im Interesse der BürgerInnen der USA und der EU liegen kann. Ist es angesichts des Klimawandels, von „peak oil“ und „plastic planet“ sinnvoll und nachhaltig, wenn ApfelproduzentInnen hier wie dort ihre Exportchancen erhöhen wollen, wenn Käse und Fleisch in noch größerer Menge verschifft werden? Auch und gerade im ökologisch so sensiblen Bereich Landwirtschaft darf Handel keinen Selbstzweck darstellen. Europäische BürgerInnen brauchen keine Chlorhühner, um gut leben zu können – unsere amerikanischen KollegInnen übrigens auch nicht.

Deswegen engagiert sich die ÖBV-Via Campesina Austria gemeinsam mit vielen anderen Organisationen im Aktionsbündnis TTIP STOPPEN gegen TTIP, CETA und Co und ruft zum globalen Aktionstag am 18. April 2015 auf!

Lesen Sie hierzu eine Studie vom Center for International Law unter http://ciel.org/Publications/LCD_TTIP_Jan2015.pdf.

Dieser Beitrag stammt von der ÖBV-Via Campesina Austria und wurde zuerst auf ttip-stoppen.at veröffentlicht.

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