Die Nyéléni Bewegung hat alle Interessierten vom 2.-4. November in den Lorenzhof „Live Together“ eingeladen, um gemeinsam an verschiedenen Themen rund um das Thema Ernährungssouveränität zu arbeiten. Der Auftakt wurde mit der Vorführung des Filmes „Count-Down am Xingu“ im Villacher Kino gemacht. Die Dokumentation zeigte anschaulich, wie Akteure in Wirtschaft und Politik die Lebensräume unzähliger Menschen opfern wollen um den Bau des gigantischen Belomonte Staudammes für die Aluminiumproduktion voranzutreiben.

Der Samstag war im Zeichen von Fachvorträgen. Dabei wurde der Bogen breit aufgespannt. Auf nationaler Ebene berichtete über die Erfahrungen bei der Schweizer Volksabstimmung zur Ernährungssouveränität, Vanessa Rainer von „Verantwortung Erde“ zeigten Möglichkeiten lokalpolitischer Einflussnahme am Beispiel von Villach auf. Über die „double Burden“ (doppelte Belastung) von Kleinbäuerinnen in Ländern des globalen Südens referierte Melanie Oßberger von FIAN (FoodFirst Information and Action Network). Johann Kandler diskutierte mit den Zuhörern die Situation der Landlosen-Bewegung (Movimento dos Trabalhadores Sem Terra, MST) in Brasilien.

Praktische Anleitungen zum Erlangen einer besseren Ernährungssouveränität wurde von Aleandra Sacher Santana von Permakultur Austria aufgezeigt, intensiv wurden hier Entscheidungsprozesse in Gruppen diskutiert. Ein schneller Einstieg in die Ernährungssouveränität wurde mittels eines Crashkurses vermittelt. Mario Molina-Kescher zeigte in seinem Vortrag die drastischen Folgen des Klimawandels und führte die Prinzipien der Permakultur als mögliche Lösung auf. Franz Rohrmoser, Autor des Buches „Mein Einsatz für bäuerliche Zukunft“, schilderte sein Engagement für die Kleinbauern vom Aufenthalt als Freiwilliger in Brasilien über die Gründung des ÖBV bis heute, wo der Druck auf kleinstrukturierte Betriebe durch die Agrarindustrie weiter zunimmt.

Bewegend war der immense persönliche Einsatz der Vortragenden beim Schutz von Mensch und Natur; so schilderte z.B. Isa Priebernig die Situation im Görtschitztal, wo 2014 aufgedeckt wurde, dass durch eine falsche Verbrennung Hexachlorbenzol (HCB) in die Umwelt gelangte. Die Behörden empfahlen zwar, die eigenen Produkte am Hof nicht zu konsumieren, diese durften jedoch weiter in den Handel gebracht werden. Regelmäßige Messungen von Grund oder Nahrungsmittel auf die HCB Belastung gibt es bis heute nicht.

Die etwa 50 Teilnehmer des Herbsttreffens freuten sich über die lebhaften Diskussionen mit Gleichgesinnten, zwischen den Vorträgen gab es immer wieder die Möglichkeit der Begegnung und des Austausches. Wer betreibt die Seite gartenpolylog.org? Wie macht man Terra Preta aus Gartenabfällen? Was haben die Macher von Selbstversorgerhöfen mitzuteilen? Wie informiert man einen Gemeinderat über zukunftsfähigen Lebensweisen? All diese Fragen wurden an diesem Wochenende beantwortet. Gemeinsam bei allen Anwesenden war, dass sie verstanden haben, dass eine große Politik und eine von Mensch und Natur entkoppelte Wirtschaft nicht imstande ist, den Menschen gesundes Essen und ein gutes Leben zu liefern. Stattdessen haben die Teilnehmer diese Aufgabe selbst in die Hand genommen.
(Jürgen Hense)

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